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Mein Tinnitus – und schwerhörig?!

Einführung

Beide Ohrschädigungen können getrennt aber auch gleichzeitig auftreten. Das Problem für die Betroffenen ist zunächst deren Erkennung. Was wohl die wenigsten wissen - sonst wären mehr in Behandlung – es gibt für Viele einfache Methoden zur Erkennung einer Störung, die dann schnellstens zum HNO-Arzt führen sollte. Hier sollen einige Tipps, Ein- und Ansichten vermittelt werden.

Habe ich einen Hörschaden?

Wenn ich bei Gesprächen nicht alles mitbekomme – ist so zweideutig, aber eindeutig gemeint - und öfter nachfragen muss, den Fernseher lauter stelle, als die anderen es möchten – dann sollte ich einen Hörtest machen. Die Hörgeräteakustiker bieten kostenlose Tests an – man kann das auch noch in einer anderen Stadt machen, um die Sicherheit des Ergebnisses zu erhöhen.

Grundsätzlich lässt jedes Gehör altersbedingt mehr oder weniger nach. Der Schwund setzt mit 40 ein: Nach und nach gehen die äußeren Haarzellen in der Gehörschnecke zugrunde. Diese verstärken leise Töne, schwächen laute ab, regulieren die Frequenzen, bevor der Ton zu den inneren Haarzellen und von dort über den Hörnerv ins Gehirn geleitet wird [WS]. Es nütze im Übrigen nichts, mit einem Schwerhörigen lauter zu sprechen, wie Angehörige dies meist instinktiv tun. „Langsamer reden hilft, wie wenn man einem Ausländer etwas erklärt.“ Fakt: Zweimal schnell sagen wird weniger verstanden als einmal langsam gesagt – das muss man allerdings üben!


Ein verblüffender Test mit einem „guten“ Radio: Wir hören ein aktuelles Musikstück bei aufgedrehtem Hochtonregler – nun drehen wir möglichst schnell den Regler zu und wieder auf. Das Ganze wiederholen wir auch mit dem Tieftonregler. Spätestens nach ein paar Übungen wissen wir – auch aus Erfahrung – gibt es noch große, kleine oder kaum noch Unterschiede. Sind die Unterschiede (meist Höhen) nicht mehr deutlich – sollte ich einen Hörtest machen. Wie hängt das zusammen? Im Innenohr wird die Schallumsetzung zur Weiterleitung in das Gehirn durch Alterungsprozesse – beginnend bei hohen Frequenzen – immer schlechter. Ab einen bestimmten Verlust wird die Verständlichkeit besonders ähnlich klingender Worte immer schlechter – und besonders bei Zusatzgeräuschen aller Art. Das wird auch beim umfassenden Hörtest (Hörgeräteakustiker, HNO-Arzt) festgestellt und für ein zukünftiges Hörgerät berücksichtigt. Es gibt den Deutsche Tinnitus-Liga e.V., der sich dem Problem angenommen hat [TL]: „Wissen nimmt Angst. Wissen schafft Verständnis. Wissen eröffnet neue Wege, Mut und Selbstvertrauen.“

Für Menschen, die nach einem Hörsturz ein überempfindliches Gehör haben, werden Alltagsgeräusche zur Qual - oft hilft nur die langsame Gewöhnung an den neuen Zustand [WH].
Das Sirren, Rauschen, Pfeifen im Ohr nennt man Tinnitus, die übersteigerte Wahrnehmung von Geräuschen als Folge des Hörsturzes bezeichnet man als Hyperakusis oder Phonophobie. Es gibt aber auch die Auffassung, dass Hyperakusis nicht durch eine Ohrschädigung s.o. entsteht, sondern das Gehirn kann die Menge der einströmenden Hörinformationen nicht mehr verarbeiten [SN].

Leidensgenosse Beethoven, dem gleichfalls die Ohren klangen schrieb 1801 an einen Freund [WH]:
„Nur meine Ohren, die sausen und brausen Tag und Nacht fort, ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu, seit fast zwei Jahren meide ich Gesellschaften.“

Viele Jugendliche erreichen beim Musikhören eine mittlere Tagesdröhnung von 105 Dezibel, eine Tortur für das Hörorgan, das den Menschen in der Frühgeschichte befähigte, „das Gras wachsen zu hören“ und vor Feinden zu warnen. Die Zahl der Menschen mit schweren Hörproblemen werde sich bis 2030 verdreifachen, wenn erst die iPod-Generation in die Jahre komme, befürchtet die amerikanische Akademie der HNO-Chirurgen [WS]. Die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. (DTL) schlägt Alarm und führt eine jährliche Zuwachsrate von 270.000 Fällen ins Feld [TL].

Mögliche Hilfen

Beim Tinnitus kann die Medizin nur begrenzt helfen, aber ein zeitiger Arztbesuch innerhalb von Stunden höchstens wenigen Tage erhöht die Hilfsmöglichkeit. Über eine Tinnitus-Retraining-Therapie sollte man im Bedarfsfall mit seinem Arzt sprechen. Nach verschiedenen Untersuchungen beim HNO-Arzt und weiteren Test beim Hörgeräteakustiker wird ein Hörgerät angepasst. Man sollte mehrere probieren können, sich über Stärken und Schwächen einzelner Geräte informieren, die Broschüren lesen.
Mich fragte mal ein Bekannter als er feststellte, dass ich auch ein Hörgerät trug: „Bist du mit dem Gerät zufrieden?“ Ich konnte mit einem „Ja“ antworten. Er meinte: „Du bist der Erste den ich kenne, der damit zufrieden ist.“ Ich war ja auch mit der Arbeit meiner Hörgeräteakustikerin zufrieden. Man muss sich an das Gerät gewöhnen, kann es mit einer Verlaufsbrille vergleichen: Manche kommen gleich damit zurecht, andere haben größere Schwierigkeiten. Wer gern Musik hört, sollte bei Tinnitus diese „Ablenkung“ nutzen [NV]. Es kann allerdings auch vorkommen, dass man Stimmen oder selbst Musik(ähnliches) in Ruhephasen hört, die sich mehr oder weniger nicht zuordnen lassen.
Eine gute Ablenkung von Ohrgeräuschen bietet immer ein zielgerichtetes Hobby – also Ablenkung in jeder Form. Sie lässt den Tinnitus mehr als weniger vergessen – und man sollte möglichst wenig daran denken und darüber sprechen – natürlich außer bei Notwendigkeit!


Der hörbare Frequenzbereich

Im Allgemeinen lassen sich Frequenzen von 30 Hz bis 15 kHz hören, wobei bei einzelnen Personen die Grenzen in beiden Richtungen leicht verschoben sein können. Das ist auch der Bereich wo Musikinstrumente – und ihre Oberwellen, die den Klang ausmachen – zu hören sind. An den Grenzen fällt die Hörempfindlichkeit ab. Elefanten kommunizieren mit Infraschall (kleiner 10 Hz) und Fledermäuse mit Ultraschall (größer 20.000 Hz).

Eine andere Entwicklung hat schon vor über 100 Jahren stattgefunden: die Festlegung des Frequenzbereiches zum Telefonieren. Zahlreiche Sprechsilben wurden immer wieder gesprochen, während mit entsprechenden Filtern der Frequenzbereich eingeschränkt wurde. Im Endergebnis einigte man sich auf 300 Hz bis 3400 Hz Übertragungsbandbreite zum Telefonieren.

Die Einsatzbandbreite der Hörgeräte endet bei 6000 Hz. Das geschädigte Ohr mit großen Lautstärken bei noch höheren Frequenzen zu beaufschlagen – um noch etwas hören zu wollen - fördert im Allgemeinen nur den Disco-Effekt: das Ohr wird weiter geschädigt. Immer wieder sind Hörschäden nach Disco-Besuchen aufgetreten, erfordern Hörgeräte auf einem oder auch beiden Ohren, um wieder brauchbar zu hören [TG].

Bild 1: Beschriebene Frequenzbereiche: grün - Musik, blau - Hörgerät, rot – Telefon

Der Frequenzbereich wird dekadisch-logarithmisch, und die Größe der Ausgangsspannung ist hier linear dargestellt. Um den kompletten Kurvenverlauf zu sehen, wurde die rote Kurve etwas angehoben und die blaue Kurve etwas abgesenkt. Die durchgehende dünne Linie bei 0,7 V kennzeichnet die Bandbreitengrenze (Schnittpunkt). Hier soll insgesamt das Prinzip optisch dargestellt werden.

Bild 2: a) unten sinus- b) oben rechteckförmige Schwingung

Eine sinusförmige Spannung -Bild 2a- hört sich als „sauberer“ Ton an, eine rechteckförmige Spannung -Bild 2b- ist ein Frequenzgemisch, das man so nicht gerne hört – dazwischen liegt alles Andere.

Die Hörgeräte

Sie haben sich natürlich auch entwickelt – und die Entwicklung geht weiter. Vom früheren Hörrohr – dass durch seine große Öffnung mehr Schallenergie bündeln sollte – bis zum heute per Fernbedienung steuerbaren Stereo-Set ist alles drin vom Kassengerät bis zu einer nach der Erdbebenskala oben offenen Preisklasse, je nach Extras. In den Bildern 3 sind wenige Exemplare mit grober Zeitzuordnung zu sehen.
Für jedes Ohr wird ein passendes Ohrstück individuell vom Hörgeräteakustiker angefertigt, in das die Schallleitung (Plasteschlauch) oder die komplette Elektronik mit Stromversorgung eingebaut – und dann als Innenohrgerät bezeichnet wird.

a1) vor ca. 40 Jahren, geschlossen, Maße in mm: (19x48x62)

a2) Gerät geöffnet

b) analoges Hinter dem Ohr Gerät

c) analoges Innenohrgerät

d) 1 Paar Digitales Hinter-dem-Ohr-Gerät, blau links, rot rechts

Bild 3: Verschiedene Hörgeräte

Ob man ein Innen- oder Hinter-dem-Ohr-Gerät verwendet berührt sowohl Fragen des persönlichen Geschmacks – auch mit Schmuckstein, meist bei Frauen - als auch der technischen Notwendigkeit: wie schlecht höre ich – oder, wie gut will ich wieder hören.
Bei vielen Hinter-dem-Ohr-Geräten kann im Ohrstück noch ein Loch zur Belüftung des Ohres und für das direkte Hören von tiefen Frequenzen gebohrt werden. Ein guter Hörgeräteakustiker klärt über alle Möglichkeiten auf.

Nicht vergessen sollten wir drei Fakten:

1. Gutes Hören geht vor Schönheit – es gibt auch farbige Gerät
2. Die Geräte können nicht den Hörschaden beheben, sie können uns aber die Kommunikation erleichtern und verbessern
3. Wir sollten auch Grenzen der Einsatzmöglichkeiten kennen, schimpfen und die Geräte nicht nutzen – sind keine Alternative!

Die modernen Geräte arbeiten digital und haben einen kleinen angepassten Computer, der die Einstellungen der Filter, der Grundlautstärke sowie einiger „Programme“ und Sonderfunktionen steuert. Die Einstellungen werden an einem „normalen“ Computer vorgenommen und über ein Verbindungskabel auf die Hörgeräte überspielt.

Programme können sein:

- standard: das empfangene Spektrum wird in der Lautstärke etwas komprimiert – Dynamikkompression (laute Töne werden etwas gedämpft und leise Töne mehr verstärkt)
- Richtmikrofon: 2 Mikrofone wirken durch ihre Anordnung und die Elektronik nach vorn richtungsempfindlich und verbessern so die Kommunikation mit dem Gegenüber, gleichzeitig dämpfen sie etwas die Geräusche von der Seite und hinten
- Musik: die Dynamikkompression wird ausgeschaltet und soll so den Musikgenuss verbessern
- Induktionsspule.

Die meisten Geräte arbeiten heute mit digitaler Bearbeitung des Tonsignals nach vorheriger Analog-Digitalwandlung. Wenige einfache Geräte arbeiten analog und nutzen hier die automatische Verstärkungsregelung (AVR - engl. AGC) für ein der Lautstärke angepasstes besseres Hörsignal.
Es wird angestrebt, dass in Hörsälen, Konferenzräumen, aber auch zu Hause für Fernsehen und Radio eine Induktionsschleife in den Räumen liegt, die von einem Leistungverstärker angesteuert wird. Alle „wichtigen“ Tonquellen werden über Verstärker angepasst. So hat der Hörgeräteträger die Information direkt, ohne die störende Akustik über den Raum. In den Pausen muss er sein Gerät per Knopfdruck oder Hebel wieder umschalten – was eigentlich kein Problem darstellt.


Akustische Rückkopplung

Sie entsteht, wenn Energie vom Lautsprecher auf das Mikrofon trifft und äußert sich durch lautes Pfeifen (Generatorprinzip). Nimmt man die Lautstärke zurück, ist es wieder vorbei.

Wer experimentieren will: kurz vor dem Pfeifen gibt es einen kritischen Punkt, klatsch man in die Hände, gibt es ein kurzes Pfeifen; mit Besteck klappern, da klappt es auch sehr schön.

Einige moderne Hinter-dem-Ohr-Gerätetypen haben den Mini-Lautsprecher im Ohr. Das verhindert von vornherein akustische Rückkopplungen weitestgehend und spart zudem Energie – ist aber teurer.
Die modernen Geräte mit digitaler Signalverarbeitung können eine entstandene akustische Rückkopplung rausrechnen.
Die bisherigen Ausführungen sollen zeigen, dass es sich bei den Hörgeräten um High-Tech-Geräte handelt, die individuell an den Patienten angepasst werden.
Im Elektronikhandel gibt es auch einfache Geräte so ab 10 Euro, die mehr hobbymäßig eingesetzt werden können und für Hörgeschädigte nicht eingesetzt werden sollten – es gibt ja „Kassengeräte“, die für Hörgeschädigte die Grundfunktionen deutlich besser und individuell angepasster erfüllen.


Die Stromversorgung

Sie erfolgt mit Zink-Luft-Elementen, die 1,4 V je Zelle haben. Sie werden im Produktionsprozess formatiert und mit einem Klebe-Streifen verschlossen. Wenn keine Luft (Sauerstoff) in die Zelle kommt, gibt sie keinen Strom ab. Der Streifen sollte erst kurz vor der Nutzung entfernt werden. Für die Unterwegs-Reserve-Versorgung sollte man eine Ersatzzelle mitführen – nicht im Portemonnaie (Kurzschluss durch das Kleingeld) sondern in einer kleinen Plastetüte!

Die Hörgeräteelektronik ist so konstruiert, dass sie mit einer Zelle (1,4 V) auskommt – das erlaubt auch kleine Geräte herzustellen, besonders die Innenohrgeräte. Je nach Betrieb reicht eine Batterie 1-2 Wochen.
Es gibt zwar auch Akkus für Hörgeräte – sie geben nur 1,2 V ab und sie haben mechanisch technologisch einen Rand. Damit können sie nicht verwechselt werden - es müssten dann 2 eingesetzt werden (2,4 V), was sich für „größere“ Geräte wieder lohnt. Akkus sind ja wiederaufladbar – Batterien müssen neu gekauft werden.
Batterien und Akkus sollten immer den fachgerechten Entsorgungsweg gehen: beim Kauf oder in die vielen Batteriekisten in den Geschäften.


Fazit

Leider wird unser Dasein auf der Erde durch viele Faktoren negativ beeinflusst, wo wir manchmal allgemein oder/und individuell „nachhelfen“. Durch Umwelt, Stress, Lärm und Alter kann u. a. unser Gehör geschädigt werden. Abhilfe in gewissen Grenzen können uns HNO-Ärzte und Hörgeräteakustiker vermitteln.
Diese Hörgeräte sind kleine High-Tech-Computer, die für jeden Patienten individuell eingestellt werden, um in Zusammenarbeit ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Es gibt immer noch einen Teil der Leute, die mit Hörgeräten „nicht klarkommen“, sie nicht benutzen, obwohl sie mitunter viel zugezahlt haben. Bei Gleitsichtbrillen tritt diese Tatsache auch in Erscheinung. Fehler bei der Anpassung treten (leider) auch beim Fachmann auf – was ich auch erfahren musste; da hilft nur konkretes Reklamieren.
Aus meiner Sicht hilft hier zum Anderen eine bessere Vorbereitung und persönliche Einstellung – aber auch eine sich verordnete Tragepflicht – und erneute Konsultation beim Fachmann.

 

Literatur

[WS] -: Zweiter Teil der Serie "Im Reich der Sinne": Wie die Stille klingt. WAMS.de vom 28. Mai 2006
http://www.wams.de/data/2006/05/28/894286.html
[TL] Deutsche Tinnitus-Liga e.V.
http://www.tinnitus-liga.de/index.php mit Zeitschrift: Das Tinnitus Forum
[WH] Werner, H.: Wenn Stille brüllt. Welt.de vom 15. July 2006
http://www.welt.de/data/2006/07/15/958690.html
[SN] Schaaf, H.; Nelting, M.: Hyperakusis erkennen und behandeln, Beitrag vom 12.04.2005
http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/1583.htm
[NV] Tinnitus - Sanfte Klänge gegen den Stress im Ohr. NDR Visite, Sendung am 01.03.05
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID1066606,00.html
[TG] Tiedt, G.: Volkskrankheit - Wenn der Tinnitus im Ohr unerträglich pfeift.
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID1999386,00.html

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