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Beide Ohrschädigungen können getrennt
aber auch gleichzeitig auftreten. Das Problem für die Betroffenen ist zunächst
deren Erkennung. Was wohl die wenigsten wissen - sonst wären mehr in Behandlung
– es gibt für Viele einfache Methoden zur Erkennung einer Störung, die dann
schnellstens zum HNO-Arzt führen sollte. Hier sollen einige Tipps, Ein- und
Ansichten vermittelt werden.
Wenn ich bei Gesprächen nicht alles mitbekomme
– ist so zweideutig, aber eindeutig gemeint - und öfter nachfragen muss, den
Fernseher lauter stelle, als die anderen es möchten – dann sollte ich einen
Hörtest machen. Die Hörgeräteakustiker bieten kostenlose Tests an – man kann
das auch noch in einer anderen Stadt machen, um die Sicherheit des Ergebnisses
zu erhöhen.
Grundsätzlich lässt jedes Gehör altersbedingt mehr oder weniger nach. Der Schwund
setzt mit 40 ein: Nach und nach gehen die äußeren Haarzellen in der Gehörschnecke
zugrunde. Diese verstärken leise Töne, schwächen laute ab, regulieren die Frequenzen,
bevor der Ton zu den inneren Haarzellen und von dort über den Hörnerv ins Gehirn
geleitet wird [WS]. Es nütze im Übrigen nichts, mit einem Schwerhörigen lauter
zu sprechen, wie Angehörige dies meist instinktiv tun. „Langsamer reden hilft,
wie wenn man einem Ausländer etwas erklärt.“ Fakt: Zweimal schnell sagen wird
weniger verstanden als einmal langsam gesagt – das muss man allerdings üben!
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Für Menschen, die nach einem Hörsturz ein überempfindliches
Gehör haben, werden Alltagsgeräusche zur Qual - oft hilft nur die langsame Gewöhnung
an den neuen Zustand [WH].
Das Sirren, Rauschen, Pfeifen im Ohr nennt man Tinnitus, die übersteigerte Wahrnehmung
von Geräuschen als Folge des Hörsturzes bezeichnet man als Hyperakusis oder
Phonophobie. Es gibt aber auch die Auffassung, dass Hyperakusis nicht durch
eine Ohrschädigung s.o. entsteht, sondern das Gehirn kann die Menge der einströmenden
Hörinformationen nicht mehr verarbeiten [SN].
Leidensgenosse Beethoven, dem gleichfalls die Ohren klangen
schrieb 1801 an einen Freund [WH]:
„Nur meine Ohren, die sausen und brausen Tag und Nacht fort, ich kann sagen,
ich bringe mein Leben elend zu, seit fast zwei Jahren meide ich Gesellschaften.“
Viele Jugendliche erreichen beim Musikhören
eine mittlere Tagesdröhnung von 105 Dezibel, eine Tortur für das Hörorgan, das
den Menschen in der Frühgeschichte befähigte, „das Gras wachsen zu hören“ und
vor Feinden zu warnen. Die Zahl der Menschen mit schweren Hörproblemen werde
sich bis 2030 verdreifachen, wenn erst die iPod-Generation in die Jahre komme,
befürchtet die amerikanische Akademie der HNO-Chirurgen [WS]. Die Deutsche Tinnitus-Liga
e. V. (DTL) schlägt Alarm und führt eine jährliche Zuwachsrate von 270.000 Fällen
ins Feld [TL].
Beim Tinnitus kann die Medizin nur begrenzt helfen, aber ein
zeitiger Arztbesuch innerhalb von Stunden höchstens wenigen Tage erhöht die
Hilfsmöglichkeit. Über eine Tinnitus-Retraining-Therapie sollte man im Bedarfsfall
mit seinem Arzt sprechen. Nach verschiedenen Untersuchungen beim HNO-Arzt und
weiteren Test beim Hörgeräteakustiker wird ein Hörgerät angepasst. Man sollte
mehrere probieren können, sich über Stärken und Schwächen einzelner Geräte informieren,
die Broschüren lesen.
Mich fragte mal ein Bekannter als er feststellte, dass ich auch ein Hörgerät
trug: „Bist du mit dem Gerät zufrieden?“ Ich konnte mit einem „Ja“ antworten.
Er meinte: „Du bist der Erste den ich kenne, der damit zufrieden ist.“ Ich war
ja auch mit der Arbeit meiner Hörgeräteakustikerin zufrieden. Man muss sich
an das Gerät gewöhnen, kann es mit einer Verlaufsbrille vergleichen: Manche
kommen gleich damit zurecht, andere haben größere Schwierigkeiten. Wer gern
Musik hört, sollte bei Tinnitus diese „Ablenkung“ nutzen [NV]. Es kann allerdings
auch vorkommen, dass man Stimmen oder selbst Musik(ähnliches) in Ruhephasen
hört, die sich mehr oder weniger nicht zuordnen lassen.
Eine gute Ablenkung von Ohrgeräuschen bietet immer ein
zielgerichtetes Hobby – also Ablenkung in jeder Form. Sie lässt den Tinnitus
mehr als weniger vergessen – und man sollte möglichst wenig daran denken und
darüber sprechen – natürlich außer bei Notwendigkeit!
Im Allgemeinen lassen sich Frequenzen von 30 Hz bis 15 kHz hören, wobei bei einzelnen Personen die Grenzen in beiden Richtungen leicht verschoben sein können. Das ist auch der Bereich wo Musikinstrumente – und ihre Oberwellen, die den Klang ausmachen – zu hören sind. An den Grenzen fällt die Hörempfindlichkeit ab. Elefanten kommunizieren mit Infraschall (kleiner 10 Hz) und Fledermäuse mit Ultraschall (größer 20.000 Hz).
Eine andere Entwicklung hat schon vor über 100 Jahren stattgefunden: die Festlegung des Frequenzbereiches zum Telefonieren. Zahlreiche Sprechsilben wurden immer wieder gesprochen, während mit entsprechenden Filtern der Frequenzbereich eingeschränkt wurde. Im Endergebnis einigte man sich auf 300 Hz bis 3400 Hz Übertragungsbandbreite zum Telefonieren.
Die Einsatzbandbreite der Hörgeräte endet bei 6000 Hz. Das geschädigte Ohr mit großen Lautstärken bei noch höheren Frequenzen zu beaufschlagen – um noch etwas hören zu wollen - fördert im Allgemeinen nur den Disco-Effekt: das Ohr wird weiter geschädigt. Immer wieder sind Hörschäden nach Disco-Besuchen aufgetreten, erfordern Hörgeräte auf einem oder auch beiden Ohren, um wieder brauchbar zu hören [TG].
Bild 1: Beschriebene Frequenzbereiche: grün - Musik, blau - Hörgerät, rot – Telefon
Der Frequenzbereich wird dekadisch-logarithmisch, und die Größe
der Ausgangsspannung ist hier linear dargestellt. Um den kompletten Kurvenverlauf
zu sehen, wurde die rote Kurve etwas angehoben und die blaue Kurve etwas abgesenkt.
Die durchgehende dünne Linie bei 0,7 V kennzeichnet die Bandbreitengrenze (Schnittpunkt).
Hier soll insgesamt das Prinzip optisch dargestellt werden.
Bild 2: a) unten sinus- b) oben rechteckförmige Schwingung
Eine sinusförmige Spannung -Bild 2a- hört sich als „sauberer“
Ton an, eine rechteckförmige Spannung -Bild 2b- ist ein Frequenzgemisch, das
man so nicht gerne hört – dazwischen liegt alles Andere.
Sie haben sich natürlich auch entwickelt – und die Entwicklung
geht weiter. Vom früheren Hörrohr – dass durch seine große Öffnung mehr Schallenergie
bündeln sollte – bis zum heute per Fernbedienung steuerbaren Stereo-Set ist
alles drin vom Kassengerät bis zu einer nach der Erdbebenskala oben offenen
Preisklasse, je nach Extras. In den Bildern 3 sind wenige Exemplare mit grober
Zeitzuordnung zu sehen.
Für jedes Ohr wird ein passendes Ohrstück individuell vom Hörgeräteakustiker
angefertigt, in das die Schallleitung (Plasteschlauch) oder die komplette Elektronik
mit Stromversorgung eingebaut – und dann als Innenohrgerät bezeichnet wird.
a1) vor ca. 40 Jahren, geschlossen, Maße in mm: (19x48x62)
a2) Gerät geöffnet
b) analoges Hinter dem Ohr Gerät
c) analoges Innenohrgerät
d) 1 Paar Digitales Hinter-dem-Ohr-Gerät, blau links, rot rechts
Bild 3: Verschiedene Hörgeräte
Ob man ein Innen- oder Hinter-dem-Ohr-Gerät verwendet berührt
sowohl Fragen des persönlichen Geschmacks – auch mit Schmuckstein, meist bei
Frauen - als auch der technischen Notwendigkeit: wie schlecht höre ich – oder,
wie gut will ich wieder hören.
Bei vielen Hinter-dem-Ohr-Geräten kann im Ohrstück noch ein Loch zur Belüftung
des Ohres und für das direkte Hören von tiefen Frequenzen gebohrt werden. Ein
guter Hörgeräteakustiker klärt über alle Möglichkeiten auf.
Nicht vergessen sollten wir drei Fakten:
1. Gutes Hören geht vor Schönheit
– es gibt auch farbige Gerät
2. Die Geräte können nicht den Hörschaden beheben, sie können uns aber die Kommunikation
erleichtern und verbessern
3. Wir sollten auch Grenzen der Einsatzmöglichkeiten kennen, schimpfen und die
Geräte nicht nutzen – sind keine Alternative!
Die modernen Geräte arbeiten digital und haben einen kleinen angepassten Computer, der die Einstellungen der Filter, der Grundlautstärke sowie einiger „Programme“ und Sonderfunktionen steuert. Die Einstellungen werden an einem „normalen“ Computer vorgenommen und über ein Verbindungskabel auf die Hörgeräte überspielt.
Programme können sein:
- standard: das empfangene Spektrum wird in der Lautstärke
etwas komprimiert – Dynamikkompression (laute Töne werden etwas gedämpft und
leise Töne mehr verstärkt)
- Richtmikrofon: 2 Mikrofone wirken durch ihre Anordnung und die Elektronik
nach vorn richtungsempfindlich und verbessern so die Kommunikation mit dem Gegenüber,
gleichzeitig dämpfen sie etwas die Geräusche von der Seite und hinten
- Musik: die Dynamikkompression wird ausgeschaltet und soll so den Musikgenuss
verbessern
- Induktionsspule.
Die meisten Geräte arbeiten heute mit digitaler Bearbeitung
des Tonsignals nach vorheriger Analog-Digitalwandlung. Wenige einfache Geräte
arbeiten analog und nutzen hier die automatische Verstärkungsregelung (AVR -
engl. AGC) für ein der Lautstärke angepasstes besseres Hörsignal.
Es wird angestrebt, dass in Hörsälen, Konferenzräumen, aber auch zu Hause für
Fernsehen und Radio eine Induktionsschleife in den Räumen liegt, die von einem
Leistungverstärker angesteuert wird. Alle „wichtigen“ Tonquellen werden über
Verstärker angepasst. So hat der Hörgeräteträger die Information direkt, ohne
die störende Akustik über den Raum. In den Pausen muss er sein Gerät per Knopfdruck
oder Hebel wieder umschalten – was eigentlich kein Problem darstellt.
Wer experimentieren will: kurz vor dem
Pfeifen gibt es einen kritischen Punkt, klatsch man in die Hände, gibt
es ein kurzes Pfeifen; mit Besteck klappern, da klappt es auch sehr schön.
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Einige moderne Hinter-dem-Ohr-Gerätetypen haben den Mini-Lautsprecher
im Ohr. Das verhindert von vornherein akustische Rückkopplungen weitestgehend
und spart zudem Energie – ist aber teurer.
Die modernen Geräte mit digitaler Signalverarbeitung können eine entstandene
akustische Rückkopplung rausrechnen.
Die bisherigen Ausführungen sollen zeigen, dass es sich bei den Hörgeräten um
High-Tech-Geräte handelt, die individuell an den Patienten angepasst werden.
Im Elektronikhandel gibt es auch einfache Geräte so ab 10 Euro, die mehr hobbymäßig
eingesetzt werden können und für Hörgeschädigte nicht eingesetzt werden sollten
– es gibt ja „Kassengeräte“, die für Hörgeschädigte die Grundfunktionen deutlich
besser und individuell angepasster erfüllen.
Sie erfolgt mit Zink-Luft-Elementen, die 1,4 V je Zelle haben. Sie werden im Produktionsprozess formatiert und mit einem Klebe-Streifen verschlossen. Wenn keine Luft (Sauerstoff) in die Zelle kommt, gibt sie keinen Strom ab. Der Streifen sollte erst kurz vor der Nutzung entfernt werden. Für die Unterwegs-Reserve-Versorgung sollte man eine Ersatzzelle mitführen – nicht im Portemonnaie (Kurzschluss durch das Kleingeld) sondern in einer kleinen Plastetüte!
Die Hörgeräteelektronik ist so konstruiert,
dass sie mit einer Zelle (1,4 V) auskommt – das erlaubt auch kleine Geräte herzustellen,
besonders die Innenohrgeräte. Je nach Betrieb reicht eine Batterie 1-2 Wochen.
Es gibt zwar auch Akkus für Hörgeräte – sie geben nur 1,2 V ab und sie haben
mechanisch technologisch einen Rand. Damit können sie nicht verwechselt werden
- es müssten dann 2 eingesetzt werden (2,4 V), was sich für „größere“ Geräte
wieder lohnt. Akkus sind ja wiederaufladbar – Batterien müssen neu gekauft werden.
Batterien und Akkus sollten immer den fachgerechten Entsorgungsweg gehen: beim
Kauf oder in die vielen Batteriekisten in den Geschäften.
Leider wird unser Dasein auf der Erde durch viele Faktoren negativ
beeinflusst, wo wir manchmal allgemein oder/und individuell „nachhelfen“. Durch
Umwelt, Stress, Lärm und Alter kann u. a. unser Gehör geschädigt werden. Abhilfe
in gewissen Grenzen können uns HNO-Ärzte und Hörgeräteakustiker vermitteln.
Diese Hörgeräte sind kleine High-Tech-Computer, die für jeden Patienten individuell
eingestellt werden, um in Zusammenarbeit ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Es gibt immer noch einen Teil der Leute, die mit Hörgeräten „nicht klarkommen“,
sie nicht benutzen, obwohl sie mitunter viel zugezahlt haben. Bei Gleitsichtbrillen
tritt diese Tatsache auch in Erscheinung. Fehler bei der Anpassung treten (leider)
auch beim Fachmann auf – was ich auch erfahren musste; da hilft nur konkretes
Reklamieren.
Aus meiner Sicht hilft hier zum Anderen eine bessere Vorbereitung und persönliche
Einstellung – aber auch eine sich verordnete Tragepflicht – und erneute Konsultation
beim Fachmann.
[WS] -: Zweiter Teil der Serie "Im Reich der Sinne": Wie die Stille klingt.
WAMS.de vom 28. Mai 2006
http://www.wams.de/data/2006/05/28/894286.html
[TL] Deutsche Tinnitus-Liga e.V.
http://www.tinnitus-liga.de/index.php mit Zeitschrift: Das Tinnitus Forum
[WH] Werner, H.: Wenn Stille brüllt. Welt.de vom 15. July 2006
http://www.welt.de/data/2006/07/15/958690.html
[SN] Schaaf, H.; Nelting, M.: Hyperakusis erkennen und behandeln, Beitrag vom
12.04.2005
http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/1583.htm
[NV] Tinnitus - Sanfte Klänge gegen den Stress im Ohr. NDR Visite, Sendung am
01.03.05
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID1066606,00.html
[TG] Tiedt, G.: Volkskrankheit - Wenn der Tinnitus im Ohr unerträglich pfeift.
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID1999386,00.html